GELÄNDEWAGENMUSEUM OPEN AIR - DIE ZWEITE
Erfahrungsbericht Dioramabau beim Treffen in Alt Tucheband 2009
Zum vierten Mal fand im Oderbruch ein Militär- und Oldtimerfahrzeugtreffen, veranstaltet von Die Tuchebander e.V., statt und zum zweiten Mal nahm das Geländewagenmuseum mit einem Diorama in Echtgröße daran teil. Weil es am ersten Tag, Samstag (16. Mai), bis nach 12.00 Uhr regnete, verschoben wir den Aufbau auf den Sonntag.
Im Prinzip galt in diesem Jahr all das, was im Bericht von 2008 schon ausführlich dazu geschrieben wurde.
Die Veranstalter hatten im Vorfeld zum Treffen 2009 zu einem Dioramawettbewerb aufgerufen, doch wir blieben dessen einzige Teilnehmer. Eingedenk des Aufwandes für eine solche Sache ist das nicht verwunderlich. Also standen die meisten Fahrzeuge wie immer nur so rum und ihre Fahrer zeigten sich wie gehabt in militärischer Garderobe unterschiedlichster Kombinierung.
Wir wollten etwas anderes präsentieren als im Vorjahr, also bewusst keine Militär- bzw. Kriegsszenerie. Daher stellten wir ein Schaubild zusammen, das Bauarbeiter eines großen DDR-Baukombinates Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre zeigt. Als Fahrzeug kam ein P2M zum Einsatz. Dessen NVA-grüner Anstrich konnte bleiben, zeigt das doch den typischen Fall, in dem ein solcher Wagen gerade aus der militärischen Nutzung an die „Volkswirtschaft“ abgegeben worden ist. Als äußerliches Kennzeichen für die neue, zivile Karriere wurde auf die Fahrertür das Betriebslogo schabloniert.
Das Diorama „Baustelle DDR“ zeigt drei Figuren – zwei Arbeiter, einen Ingenieur. Alle drei wurden mit originaler DDR-Arbeitsbekleidung, -schuhen und -helmen ausstaffiert. Auch das Zubehör wie Thermoskanne, Becher, Stullendose, Eierbehälter, Aktentasche, Brille, Brillenetui, Gürtel, Schaufel, Spitzhacke, Absperrleine und Benzinkanister stammt ebenfalls aus der DDR und ist durchweg zeitgenössisch.
Vorbereitung
Unmittelbar vor dem Treffen hatte der Veranstalter anhand einer kleinen Zeichnung von uns mit einem Radlader die Stellfläche präpariert. Das war ein wenig aufwendiger als 2008, da anstatt aufgewühlter Erde ein Graben und ein exakt plazierter Erdhaufen benötigt wurden. Dank der Tuchebander fanden wir das bei der Ankunft genau so vor. So konnten wir uns ganz auf das Abladen der drei jeweils 100 Kilogramm schweren Delmag-Explosionsstampfer und den Aufbau des Dioramas konzentrieren.
Die ausgestellten Fahrzeuge, P3 und P2M, fuhren auf eigener Achse zu dem Treffen. Der größte Teil der Ausstattung wurde mit einem Anhänger transportiert, den der P3 gezogen hat
Präsentation
Die Szenerie lag wie im Vorjahr mit der Ansicht nach Süden vor der Kfz- und Panzerfahrstrecke. Der Staub hielt sich, dank des am Vortag reichlich durchnäßten Bodens diesmal jedoch in Grenzen.
„
Umfaller“ bei den Figuren gab es 2009 nicht; der einzige Wackelkandidat wurde gleich beim Aufbau mit einem Gurt fixiert. Eine Figur des 2008er Dioramas wurde erneut verwendet, sah in ihrem Bauarbeiter-Kostüm jedoch vollkommen anders aus. Die Figur des Ingenieurs wurde aus dem Ober- und dem Unterkörper von zwei verschiedenen Modellen zusammengefügt. Dadurch entstand die gewünschte Körperhaltung eines Mannes, der sich lesend über die Motorhaube des P2M beugt. Bei dem Plan handelt es sich tatsächlich um ein Dokument zum Bau von Kanälen/Gräben/Schächten, allerdings aus heutiger Zeit. Angesichts der Entfernung der Betrachter zu dem Schriftstück war diese Abweichung vertretbar. Ein Originaldokument hätte ohnehin zu sehr gelitten.
Das ungewöhnlichste Accessoire waren sicherlich die drei Delmag-Stampfer.
Einer stand im Diorama und bildete dort neben dem P2M den Blickfang; die anderen wurden vor der Absperrung zum Anschauen und Anfassen aufgestellt und einer regelmäßig bewegt. Das sehr charakteristische und heute weitgehend unbekannte Arbeitsgeräusch lockte so manche Zuschauer an. Die staunten Bauklötze und waren sichtlich amüsiert von der hüpfenden Baumaschine. Einige Ältere kannten das Gerät noch aus ihrer Jugendzeit; andere hatten selbst damit gearbeitet. Viele Besucher ließen sich die Funktionsweise erklären.
Unser kostenloses Angebot, das Stampfen selbst mal zu übernehmen, lehnten die meisten der Männer, die mit ihren Frauen und Freundinnen bei uns vorbeiflanierten, dankend ab. Gut, ein Bier oder ein Softeis sind einfacher zu halten, als so ein Stampfer.
Während wir mal ganz unbeschwert dem krach- und erschütterungsintensiven Explosions-Stampfen frönen konnten, wurde der neben dem Diorama von uns präsentierte P3 mitunter regelrecht umringt – einschließlich fragloser Kaperung des Steuerstandes. Wie bekannt, wollen viele dieser Eroberer nur mal ein bißchen tätscheln, herumfummeln oder das Flair eines alten Wagens erspüren. Für das Fahrzeug selbst, dessen Geschichte und Technik interessiert sich diese Spezies überraschenderweise kaum. So ist das wohl, wenn der Tastsinn Gassi geht. Da wird jedes Auto zum Baum ...
Für beide Fahrzeugen und das Diorama gab es Objektbeschriftungen in bewährter Ausführung wie in der ständigen Ausstellung des Geländewagenmuseums, mit technischen Daten, Erläuterungen und einer Geschichte zu den Figuren.
Dabei kam es uns oft so vor, als ob Besucherinnen eher bereit und in der Lage waren, dieses Schriftgut anzunehmen sowie mehr als vier Zeilen zu lesen und zu verstehen.
Fazit
Ein 1:1-Diorama im Außenraum ist und bleibt hierzulande wohl eine seltene Ausstellungsform. Andere Länder sind uns da weit voraus. Dort werden akribisch ganze Ausrüstungskonvolute - egal ob Freund oder Feind - bis hin zur Kleinteiligkeit von Schokoladentafeln, Cremedosen, Verbandpäckchen und Nähzubehör in akkurater Ausrichtung und im Umfang von Feldlager/-lazarett/Stellung/Werkstatt usw. stolz präsentiert. Und das geschieht zum Teil mit oder auch ohne (dann in exakter historischer Eigen-Kostümierung) Figuren, bestechend detailgenau, wenn nicht gar detailverliebt. Schade eigentlich, denn bei uns gibt es ja auch genügend Dinge aus der Vergangenheit, die mal in ansprechender Form gezeigt werden könnten. So aber dümpelt das Zeug in Werkstätten, Schuppen, Scheunen, Kellern und auf Dachböden nur vor sich und gerät - wenn es nicht gerade in einer privaten Geheimsammlung gehortet wird - in Vergessenheit oder irgendwann auf den Müll. So kann Vergangenheit natürlich auch „bewältigt“ werden
In Kombination mit der Stampfer-Vorführung war das 09er Diorama eine Verbindung optischer, akustischer, olfaktorischer und inhaltlicher Angebote.
Geräusche, Bewegung, Schauwert – alles war dabei; und gelegentlich schien es sogar zu gefallen
P.S.: Für die im Laufe des Tages zusammen gekommenen Spendengelder in der Summe von 4,50 € für unsere ehrenamtliche Museumsarbeit möchten wir uns an dieser Stelle natürlich recht herzlich beim Publikum bedanken