GELÄNDEWAGENMUSEUM OPEN AIR
Erfahrungsbericht Dioramabau beim Treffen in Alt Tucheband 2008
Zum dritten Mal fand im Oderbruch ein Militär- und Oldtimerfahrzeugtreffen statt. Die Tendenz der Teilnehmer- und Händlerzahl ist steigend. Am ersten Tag des Treffens, einem sonnigen Samstag, präsentierte sich die Technische Schauanlage mit einem P3 und einem GAZ 67.
Vorbereitung
Diesmal sollte es etwas anderes werden als das gewohnte Mit-dem-Auto-zum-Treffen-fahren-und-die-Karre-auf-irgend-einen-Platz-stellen-und-Flyer-verteilen. Ganz bewusst passend zum historischen Ort (1945 fand hier die Schlacht um die Seelower Höhen statt) wurde ein eigens für dieses Treffen gestaltetes statisches 1:1 Freiluft-Diorama mit dem Titel "Vor dem Sturm - Oderbruch 1945" aufgebaut. Das Arrangement bestand aus dem GAZ 67, zwei Figuren und diversem Zubehör. Es zeigt zwei Soldaten der Roten Armee, die eine Pause von ihrer anstrengenden Arbeit machen, Sandsäcke für eine MG-Stellung zu füllen.
Nach einer 14 Tage zuvor erfolgten Vor-Ort-Besichtigung (zum Festlegen des Stellplatzes) und Absprache (auch wichtig wegen Verwendung von Deko-Waffen) präparierte der Veranstalter vor unserer Ankunft sehr hilfsbereit den Untergrund der Stellfläche mittels Radlader, denn auf eine grüne Wiese konnte das ganze ja auf keinen Fall gestellt werden, da immerhin eine Ansicht aus dem Frühjahr 1945 gezeigt werden sollte. Uniformen und Stiefel sind schon im Vorfeld nach dem Bekleiden der Puppen "patiniert" oder besser "pampiniert" worden, will heißen, mit originalem Oderbruch-Schlamm verschmutzt und nachbehandelt, um ein möglichst echtes Aussehen zu erreichen. Ein Eimer voll dieser Pampe wurde mitgenommen, um beim Treffen evtl. Abbröckelungen ausbessern zu können. Asche und Ruß (beides stammte vom letzten Lagerfeuer) wurden dagegen erst unmittelbar am Ort auf Gesichter und Hände aufgebracht. Die Figuren wurden komplett ausgestattet zu dem Treffen transportiert. Ein Bekleiden vor Ort hätte zu viel Zeit in Anspruch genommen.
Präsentation
Alle Teile des Dioramas wurden mit einem großen Kombi plus Autotransportanhänger befördert. Die gesamte Aufbauzeit betrug ca. zwei Stunden. In das Diorama wurden Repros von sowjetischen Flugblättern gestreut. Die Szenerie lag mit der Ansicht nach Süden vor einer Fahrstrecke, auf der sich den ganzen Tag lang Geländewagen, LKW, ein SPW und ein BMP bewegten und unsere Szenerie passend und stilvoll einstaubten. Die Staubwolken bildeten auch einen schönen Hintergrund, der die Bäume verdeckte. Fotografieren, ohne Zuschauer im Bild zu haben, war jedoch so gut wie unmöglich. Der Wind spielte sein eigenes Spiel, er bewegte dekorativ die umgehängte Zeltplane der stehenden Figur. Manchmal blies er jedoch so stark, dass die wenig standfeste Puppe umfiel. Sie musste schließlich an einem in die knochenharte Erde geschlagenen Metallstab fixiert werden (war von vorne nicht sichtbar). Nebeneffekt des Windes: Er verteilte die Flugblätter und brachte damit eine weitere kleine Dynamik in die Darstellung. Mit dem harten Boden hatten wir nicht gerechnet. Er begrenzte das geplante Eingraben des Benzinfasses deutlich. Als der Aufbau erledigt war, machten wir es uns unter dem (absolut notwendigen) Sonnensegel bequem und konnten die Aussicht auf unser Werk genießen. Da es sich um die Gestaltung einer historisch genauen und authentischen geschichtlichen Szenerie mit sehr viel historischem Zubehör handelte, musste die ganze Sache abgesperrt werden, auch, um mögliche Verletzungen der Besucher auszuschließen. Die Seile schmälerten leider den Anblick. Extra angefertigte, laminierte Objektbeschriftungen informierten die Besucher über das Diorama und seine Exponate sowie über das Geländewagenmuseum.
Alles in allem war es recht viel Mühe für einen einzigen Tag. Am ehesten ist es sicherlich vergleichbar mit dem Aufwand für die Gestaltung einer Filmszene (Ausstattung und Kostüm). In diesem Fall allerdings ohne großen Stab und ohne Honorar. Die Darstellung lockte viele überraschte Zuschauer an und es gab zuweilen auch deutlich erklärten positiven Zuspruch. Dass die Resonanz, obwohl massenhaft sichtbar, dann im Einzelnen kaum kommunikationsgestützt war - sprich: die Leute trauten sich einfach nicht, uns anzusprechen - mag daran liegen, dass so etwas in dieser Art noch nicht auf einem Treffen zu sehen war. Als Modell-Diorama kennt das ja jeder; in Echtgröße gibt es so etwas nur im Innenraum zu sehen. Schade eigentlich, aber vielleicht ist das ja eine Anregung für andere, selbst eigene Dioramen im Maßstab 1:1 zu bauen und zu zeigen. Immerhin schafften wir es mit unseren "Püppis" in den Artikel, den eine Regionalzeitung über das Treffen veröffentlichte.
Fazit
- Manches ließe sich besser machen, was eine Herausforderung wäre, wenn es eine Art Wettbewerb mit anderen Dioramenerbauern gäbe.
- Der Vorbereitungsaufwand ist enorm, trotzdem des eher kleinen Dioramas. Dabei liegt der Teufel im Detail! Am Ende ergibt sich der Effekt aus dem gesamten Arrangement. Zuvor muss sehr viel präpariert, bedacht, Änderungen kalkuliert und improvisiert werden, um schließlich ein stimmiges Bild zu schaffen. Das Diorama ist seit Oktober letzten Jahres vorbereitet worden, einschließlich Beschaffung diverser Teile.
- Eine Vor-Ort-Besichtigung ist sehr ratsam. Es ist wichtig zu wissen, wo baue ich das hin, was ich hinbauen will (Lage, Richtung, Untergrund, reservierte Fläche). Für den Veranstalter ist wichtig zu wissen, was dort unter seiner Verantwortung gebaut wird.
- Irritationen gab es bei der russischen Schrift. Viele jüngere Besucher konnten z.B. das Schild, auf dem "Berlin" stand, nicht lesen. An diese Möglichkeit hatten wir nicht gedacht.
- Wetter ist (meistens) wichtig aber reine Glücksache. Bei Regen hätte das ganze nicht funktioniert, weil Soldaten dann sicher nicht so ruhig dasitzen würden. Also kann das Wetter eine Szene inhaltlich vollkommen kaputt machen.
- Manche Zuschauer achten sehr auf Details und wissen mitunter sehr viel (auch sehr viel "besser"). Hier ist es gut, entsprechend vorbereitet zu sein, und die eigene Arbeit fundiert erklären und evtl. auch gegen Kritik verteidigen zu können. Auch nach Stunden merkwürdiger Fragen und abstrusester Ansprachen muß stets freundlich reagiert werden.
- Zuschauer fotografieren schon während der Aufbauphase, also zu einem Zeitpunkt, an dem das Diorama noch kein Bild abgibt, peinliche Szenen vom Tragen der Figuren eingeschlossen. Das lässt sich nur durch einen sehr frühen Aufbau verhindern, was die ganze Aktion natürlich strapaziöser macht.
- Auf die rumliegenden Sachen achten! Während des Aufbaus sind die Transportfahrzeuge offen, Dekorationsteile liegen herum. Nichts darf wegkommen, nichts darf Besuchern im Weg liegen. Man braucht mehrere helfende Hände und Augen bei Aufbau und Aufsicht. Es wird vom Publikum kaum Rücksicht auf die Arbeiten genommen und alles wird neugierig begangen und beguckt.
- Stehende Absperrungen werden gerne ignoriert. Es gibt Leute, die einen sofort erschießen würden, betritt man auch nur einen Meter ihr Grundstück. Diese Spezies überklettert dagegen mit solcher Selbstverständlichkeit und ungeahnter Agilität jede noch so gut erkennbare Barriere als gelte es, im Hürdenlauf den Freibier-Pavillon zu stürmen. Kinder baumeln gern an Absperrseilen herum; hier darf nichts über den Kleinen zusammenbrechen! Also immer ein Auge auf die Präsentation werfen!
- Wichtig: Einfach so irgendwelche Sachen zusammenstellen funktioniert nicht. Es ist sofort zu erkennen, wer keine Ahnung hat und wer sich wenig Mühe gibt. Eine ähnliche Akribie, mit der die kleinen Dioramen gebaut werden, ist auf jeden Fall auch für den großen Maßstab nötig. Bei militärischen Dioramen ist erst recht auf eine historisch korrekte Wiedergabe zu achten. Was im kleinen Maßstab funktioniert, kann jedoch in Echtgröße Missverständnisse hervorrufen. Lieber mal einen Satz mehr zur Erklärung hinzufügen. Der Kontext der Präsentation ist zu beachten. Verfassungsfeindliche, verbotene Symbolik darf nicht gezeigt werden, da es sich ja meistens um öffentliche Veranstaltungen handelt. Auf keinen Fall den Veranstaltern irgendwelchen Brocken hinknallen, von denen sie vorher nichts gewusst haben. Auch wenn manche unser Diorama als Anregung aufgefasst haben: Es ist ganz bestimmt keine gute Idee, Vatis WK-II Karabiner-Sammlung im 181er Kübelwagen zu präsentieren!
- Eine Aufwand-Nutzen-Kalkulation erübrigt sich von selbst. Mit der Einfach-Teilnahme an einem Fahrzeugtreffen ist das nicht zu vergleichen. Hier war es als eine Art Leistungsschau unseres Museums konzipiert und mangels Konkurrenz war es sicher ein echter Hingucker.